Die Erfahrung des Göttlichen im Mythos ist das Vernehmen des Bezuges und Einbezuges des Menschenwesens zum Sein...

die tragisch-schicksalhafte Kollision des Einzelnen mit der Macht des Unberechenbaren... 

die tragische Erfahrung der Unmöglichkeit, sich dem unsichtbaren Wirken der Götter willentlich entziehen zu können,

ohne den Seinsbezug zum eigenen Wesen  zu verlieren und im Unwesen der Seinsverlorenheit unentrinnbar der eigenen Vernichtung entgegen zu gehen...  

(Mike Tesmar)

>> Denn die Sphinx ist das Wesen, das die Schwelle bewacht, das den Menschen prüft, der Grenzen zu überschreiten wagt: 

die Grenzen der Lust, des Lebens und des Todes.<<

(Ernst Fuchs, Wiener Maler) 

/ ... Die Oden des Horaz / Auszug aus der Ode: "Auf den Tod der Cleopatra"

... Stolz war das Ende, das sie sich begehrte,

Als sie erlag ihres Schicksales Wucht:

Nicht griff als Weib sie zum männlichen Schwerte,

Nicht floh sie feige zur rettenden Bucht;

Grüßte ihr Schloß noch mit heiteren Augen,

Faßte die schimmernden Schlangen und bot

Tapfer den Busen dem Biß, um zu saugen

Schwärzliches Gift und den qualvollsten Tod.

So konnt' der Tod selbst den Trotz nicht bezwingen,

Da sie dem Sieger den Ruhm noch entrang,

Sie im Triumphe zur Heimat zu bringen,

Als seines Siegeszuges stolzesten Fang.

(Horaz) 

/... aus der Tragödie Salome

HERODES:

Ah! Wundervoll! Wundervoll! Siehst du, sie hat für mich getanzt, deine Tochter.

Komm her, Salome, komm her, du sollst deinen Lohn haben.

Ah! Ich zahle denen königlichen Preis, die mir zur Lust tanzen wollen. Ich will dich königlich belohnen.

Ich will dir alles geben, was dein Herz begehrt. Was willst du haben? Sprich!

SALOME kniend:

Ich möchte, daß sie mir gleich in einer Silberschüssel …

HERODES lachend: 

In einer Silberschüssel? Gewiß doch, in einer Silberschüssel! Sie ist reizend, nicht?